Mehr Raum auf 53 Quadratmetern: Wie Kazuyo Sejima ein Stadthaus in Kyoto neu definierte
Veröffentlicht am: 30. April 2024 | Von: Redaktion Architektur & Design
In einer Welt, in der Wohnraum in urbanen Zentren zunehmend begrenzt ist, sind clevere architektonische Lösungen gefragt. Eine der weltweit renommiertesten Architektinnen, Kazuyo Sejima, Mitbegründerin des japanischen Architekturbüros SANAA, hat diesen Herausforderungen erfolgreich getrotzt. Mit einem nur 53 Quadratmeter großen Stadthaus in Kyoto zeigt sie eindrucksvoll, wie man durch intelligente Raumgestaltung und den Einsatz von Zwischenebenen und transparenter Materialien ein Gefühl von Weite schafft – trotz geringer Grundfläche.
Kyoto Stadthaus: Tradition trifft auf moderne Architektur
Das Stadthaus befindet sich im Zentrum von Kyoto, einer Stadt mit tief verwurzelten Traditionen und architektonischer Geschichte. Typisch japanisch fallen die Gebäude hier häufig schmal und vertikal strukturiert aus. Dieses Haus bildet keine Ausnahme – vielmehr nutzt es diese Gegebenheiten als Inspirationsquelle.
Auf gerade einmal 53 Quadratmetern Grundfläche scannt Sejima bewusst den Umgang mit Enge: Anstatt gegen die Enge zu arbeiten, unterstreicht sie diese durch offene Sichtachsen, flexible Nutzungszonen und eine gezielte Gliederung der Geschosse.
Die Zwischenebene als architektonisches Statement
Der Clou des Entwurfs ist die gezielt eingesetzte Zwischenebene – eine Art Halbstock, die sowohl funktional als auch ästhetisch den Raum neu definiert. Durch diese Staffelung entstehen neue Nutzungsoptionen, die das Gefühl von Enge merklich auflockern. Raumhöhen variieren bewusst; es entsteht eine vertikale Wahrnehmung, die die kompakte Struktur vergessen lässt.
Die Ebenen sind durch halbtransparente Materialien voneinander getrennt, was das Licht durch das gesamte Gebäude gleiten lässt. Gleichzeitig schafft diese Gestaltung räumliche Trennung, ohne zu isolieren. So lassen sich auf kleinem Raum private Bereiche definieren, ohne dass das offene Raumgefühl verloren geht.
Materialität und Licht als Werkzeuge der Raumwirkung
Für Sejima spielt die Materialwahl stets eine zentrale Rolle. Im Kyoto-Stadthaus dominieren leichte, helle und reflektierende Materialien: Glas, poliertes Metall, helle Hölzer und transluzente Kunststoffwände. Jeder dieser Werkstoffe trägt zum Fluss des Tageslichts bei, wodurch der Raum freundlicher, größer und luftiger wirkt.
Die Fassaden spielen mit Transparenz und Blickführung. Besonders auffällig ist der gezielte Einsatz von großflächigen Glasschiebetüren, welche die Raumbindung zwischen Innen- und Außenwelt auflösen. Durch diese Lösung wirkt die schmale Straßenfassade offener und integrativer.
Glasschiebetüren als Gestaltungselement für mehr Offenheit
Eine besondere Rolle spielen im Design von Kazuyo Sejima moderne Glasschiebetüren. Durch die Verwendung dieser Türen wird nicht nur funktionaler Raum gespart – sie ermöglichen einen fließenden Übergang zwischen den Funktionsbereichen innerhalb des Hauses. Gleichzeitig lässt sich mit ihnen gezielt Licht lenken, Privatsphäre schaffen und dennoch Offenheit erhalten.
Glasschiebetüren eignen sich besonders für kleine oder ungewöhnlich geschnittene Grundrisse, denn sie kombinieren Ästhetik mit maximaler Platzeffizienz. In Sejimas Konzept wirken sie fast wie unsichtbare Raumteiler, die den Dialog zwischen innen und außen fördern – ein Prinzip, das sich durch das gesamte Objekt zieht.
Japanische Architektur neu interpretiert
Das Stadthaus in Kyoto ist auch ein Paradebeispiel dafür, wie moderne japanische Architektur jahrhundertealte Prinzipien fortsetzt und gleichzeitig durch Innovation neu belebt. Traditionelle japanische Häuser – sogenannte „Machiya“ – sind bekannt für ihre Tiefe, flexible Raumnutzung und modulare Trennwände, wie die weltberühmten Shoji-Türen.
Kazuyo Sejima gelingt es, diese Essenz in eine zeitgemäße Formensprache zu übersetzen, ohne die lokale Baukultur zu ignorieren. Durch architektonische Reduktion und eine klare Linie schafft sie einen neuen Stadtraum, der sich als Refugium in der Metropole versteht.
Nachhaltigkeit durch effiziente Flächennutzung
In Zeiten des Klimawandels und zunehmender Urbanisierung ist verdichtetes Bauen nicht nur ein Trend, sondern eine Notwendigkeit. Projekte wie dieses kleine Stadthaus in Kyoto machen deutlich, wie sich auch auf minimaler Fläche hochwertiger, funktionaler und nachhaltiger Wohnraum schaffen lässt.
Durch den intelligenten Einsatz von Tageslicht, natürlicher Belüftung sowie guter Wärmedämmung kann das Haus weitgehend ohne aufwendige Haustechnik betrieben werden. Die Lebenszykluskosten bleiben auf ein Minimum reduziert – ein Paradebeispiel für nachhaltige, urbane Architektur.
Kunstvolle Reduktion: Wohnästhetik auf engstem Raum
Was auf den ersten Blick schlicht wirken mag, offenbart auf den zweiten Blick eine beeindruckende Komplexität. Die Kombination aus großzügiger Wirkung im Inneren und einer bewusst introvertierten Fassade macht das Haus von Kazuyo Sejima zu einem Rückzugsort voller Sinnlichkeit und Tiefe.
Kunstvolle Ausleuchtung, taktile Materialien und flexible Zwischenlösungen heben das Wohnen auf ein neues Niveau. Der Entwurf stellt nicht nur Anforderungen an Architektur infrage, sondern bietet auch Antworten auf eine urbane Realität, in der Wohlfühlen und Funktion keine Gegensätze sein müssen.
Fazit: Architektur als Antwort auf urbane Herausforderungen
Das 53 Quadratmeter kleine Haus von Kazuyo Sejima in Kyoto steht exemplarisch dafür, wie raffinierte Architektur selbst auf engstem Raum zu neuen räumlichen Qualitäten führen kann. Zwischenebenen, natürliche Materialien, clevere Belichtungskonzepte und nicht zuletzt der Einsatz von Glasschiebetüren machen den Bau zu einem Meisterwerk der platzoptimierten Gestaltung.
Sejimas Werk zeigt, dass Größe nicht alles ist – vielmehr kommt es auf das konzeptionelle Denken, die Qualität der Materialien und die Verbindung zum Stadtraum an. Damit setzt sie ein wichtiges Zeichen für zukünftige Bauprojekte in wachstumsstarken, aber flächenarmen Metropolen.
Quelle: Zum Originalartikel bei AD Magazin
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